Donnerstag, 12. November 2009

Mahnwache vor der Kasserärztlichen Vereinigung (KV)

Selten hat eine Meldung auf unserer Seite einen so traurigen Hintergrund, wie diese. - Was sich zur Zeit vor der Kassenärztlichen Vereinigung abspielt, ist ein Drama:
Täglich von 11-13 Uhr stehen dort, in der Kirchreihe (Stadtteil Villenviertel), suchtkranke Menschen, die nicht wissen was mit ihnen weiter geschieht.
Sie haben eine Tafel dabei, auf der die Namen von 40 Personen aus Wilhelmshaven vermerkt sind, die in den letzten Jahren an den Folgen ihrer Drogensucht verstorben sind. Und jeder der dort steht kennt mindestens einen der Namen auf der Liste.
Viele haben mehrere Therapien hinter sich und das Methadon ist der einzige Weg ihnen momentan ein vernünftiges und stabiles Leben zu ermöglichen.

Hintergrund: Einer der substituirenden Ärzten, also ein Arzt der die Menschen mit Ersatzstoffen aus ihrem kriminellen Milieu herausholt, hat angekündigt sich aus dem bestehenden Methadonprogramm zurückzuziehen.
Dieses ist sehr bürokratisch und verlangt den bisher drei behandelnden Ärzten zu viel Zeit (immerhin alle zwei Wochenenden Dienst) ab.
Die Ärzte sind überfordert und sehen sich dazu noch ständigen Kontrollen ausgesetzt.

- Dr. Abelmann (so sein Name) hat der KV auch ein Modell vorgestellt, welches die Ärzte entlassten würde: Eine Schwerpunktpraxis sollte eingeführt werden, in der mehrer Ärzte in Schichten, die Patienten versogen sollten.
Dieses wurde jedoch abgelehnt und auch kein anderes erarbeitet.

Für die derzeit Substituierten hieße das, dass sie in Zukunft vielleicht nach Oldenburg, Varel, oder sonst irgendwo hinfahren müssten um sich ihre Ersatzstoffe zu holen. Völlig unklar dabei ist allerdings, wie sie die Fahrtkosten dafür aufbringen sollen; - und auch der soziale Aspekt spielt eine große Rolle: Denn der tägliche Zeitaufwand, den diese Menschen für ihre Erkrankung aufbringen müssten, trägt wohl schwerlich dazu bei sie in ein normales Leben zurück zu führen.
Ganz zu schweigen davon, dass die dort ansässigen Substitutionsprogramme dann sicherlich bald überlasstet sein dürften.
Viele der Menschen, die da jetzt in der Kirchreihe bei Wind und Wetter aushalten, haben Angst: Angst davor wieder kriminell zu werden, nur weil sie am Monatsende das Fahrgeld nicht aufbringen können. Angst davor rückfällig zu werden.
Sie verteilen Flugblätter in denen sie die Passanten auffordern, bei der Kassenärztlichen Vereinigung, bzw. dem Oberbürgermeister anzurufen.

Auch wir finden diese Hängepartie erbärmlich und finden, man könne dem gerne einmal nachkommen und auch bei den Frierenden einmal vorbeikommen und sich solidarisch zeigen.
Was sie geschaffen haben ist in der Bundesrepublik fast einmalig: Es ist nicht selbstverständlich, dass Suchtkranke für ihre Interessen einstehen und dies zeigt, wieviel Normalität durch diese Substitution doch schon geschaffen wurde.

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