Sonntag, 13. Juni 2010

Krisenprotestler mobil


Ziemlich erschöpft kehrten einige Wilhelmshavener und Oldenburger Demonstrant_Innen gestern (... hopsa), nein heute, von ihrem Trip nach Berlin zurück, und obwohl aufgrund des schlechten Wetters nicht so viele Personen an der Demonstration teilgenommen haben, wie ursprünglich erwartet, kann die Aktion als voller Erfolg gewertet werden.

Quasi mitten in der Nacht (immerhin 4.30 Uhr morgens) waren wir aufgebrochen, hatten unterwegs noch einige Leute aufgesammelt und waren um 11.47 Uhr, also gut in der Zeit, am Ausgangspunkt, dem Berliner Alexanderplatz, angelangt. Von wo wir uns nach einer knappen Stunde und nach einer kleinen Auftaktkundgebung, mit mehreren tausend (ja sogar zehntausend) Menschen in Bewegung setzten. - Lang und über mehrere Staßenzüge hinweg, war denn der Demonstrationszug, der in die einzelne Blöcke unterteilt war.
Friedlich und mit einiger musikalischer Untermalung ging es quer durch Berlin, um nach ca. 2 1/2 Stunden wieder am Roten Rathaus mit dem Neptunbrunnen anzugelangen. Verstärkt durch einige Samba-Guppen, Aktionskünstler und natürlich in Sprechchören machten wir denn auf die Misstände, der prekär Beschäftigten, Beziehern von HarzIV und allen, die sonst noch unter der neo-liberalen Politik zu leiden haben (dieses Jahr zu ersten mal mit einem großen Bildungsstreik-Block), aufmerksam. -
Die von der Polizei beobachteten Unruhen können wir dabei aber nicht bestätigen: Zwar flog ab und zu mal ein Feurwerkskörper auf die Beamten, aber dies kam so vereinzelt sporadisch vor, dass selbst am Rosa-Luxemburg-Gedenkmarsch jedes Jahr mehr passiert, und die Eskalationstrategie (denn die Beamten hatten eindeutig einen im De-) nicht zu verstehen ist! - Rückten doch die eingesetzten Sicherheitskräfte, nachdem sie schon den Demonstrationszug immer wieder gestoppt hatten, in kleinen Gruppen durch die Abschlusskundgebung, dass man angesichts der behelmten und mit Protektoren versehenen Beamten manchmal eher an Ritterspiele erinnert war, als an eine von Gewerkschaften, Initiativen und Parteien organsierte Veranstaltung.

Sehr gut gefallen und besonders witzig fanden wir daher einige Teilnehmer, von Ver.di.-Berlin, die wir dabei beobachten konnten, wie sie hinter den Polizisten herliefen und diese mit Papierschnippseln anbliesen, weil sie sich partout weigerten, den mehrfachen Aufrufen der Organisatoren, mit ihrem martialischen Treiben aufzuhören, sowie der Bitte die Kundgebung zu verlassen, Folge zu leisten.
Abschliessend möchten wir noch sagen, dass einige Medien davon sprechen, dass das Schicksal dem Krisenprotest in die Hände gespielt hat und dass die Bewegung eigentlich schon tot sei. - Doch wir, die wir an der Planung und Vorbereitung beteiligt waren, können dem nur entgegehalten: Es war alles abzusehen! - Die Krisenbewältigung ála Merkel und Co. ist so vorhersehbar, dass wir schon auf dem Ratschlag in Kassel diese Entwicklung relativ genau analysiert hatten. - Die Einschnitte im sozialen Bereich und der anhaltenden Klientelismus der Regierenden sind ein Markenzeichen, der aus geschichtlichen Zusammenhängen nicht lernen wollenden Marktradikalen und ihrem Festhalten am klassischen "Laissez-faire"-Prinzip der amerikanischen Ökonomen des letzten Jahrunderts.

Ganz herzlich bedanken müssen wir Wilhelmshavener uns noch bei Ver.di., der ALI und vielen mehr, die es überhaupt erst möglich machten, dass wir einen Bus für die Fahrt organisieren und die Teilnehmer mit Kaffe und einem kleinen Snack versorgen konnten.

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